Immer wieder beobachten wir in Rindermastbetrieben Unruhesituationen. Manchmal sind sie anlassbezogen, etwa beim Tierverkauf, beim Umstallen oder bei einem Futterwechsel. Manchmal jedoch treten sie unabhängig von solchen Ereignissen auf, sodass die Tiere kaum zur Ruhe kommen.
Warum ist das ein Problem?
Unruhe im Maststall wirkt sich in vielfältiger Weise negativ aus. Sie beeinträchtigt nicht nur die Leistung der Rinder, sondern stellt auch für Mensch und Tier eine entsprechende Belastung dar. Zudem können gesundheitliche Probleme und Verhaltensauffälligkeiten wie erhöhte Aggressivität oder Selbstverletzung bei den Tieren entstehen.
Stress beeinflusst das Immunsystem der Tiere negativ, wodurch sie anfälliger für Krankheiten werden. Ein unausgeglichenes Tier leidet außerdem unter Appetitmangel, was den Zustand noch weiter verschlechtert.
Die Frage, die sich uns stellt:
Wo liegen die Ursachen für solche Unruhezustände?
In vielen Fällen gibt es nicht nur eine einzige Ursache. Es ist in den meisten Fällen eine Kombination verschiedener Faktoren, die das Wohlbefinden und die Ruhe der Tiere beeinflussen.
Einige dieser Faktoren wollen wir im Folgenden beleuchten:
- 11. Rationszusammensetzung:
Eine ausgewogene Fütterung ist das A und O. Sie ist nicht nur wesentlich für die Ausschöpfung des Leistungspotenzials, sondern sorgt auch für zufriedene und ausgeglichene Tiere.
Neben einer optimalen Nährstoffversorgung ist es essenziell, für einen angemessenen Anteil an strukturierter Rohfaser zu sorgen.
Als Wiederkäuer dürfen unsere Mastrinder nicht mit einer Ration überfüttert werden, die auf Kosten der strukturierten Rohfaser eine übermäßige Nährstoffkonzentration aufweist. Ein Übermaß an schnell abbaubaren Kohlenhydraten aus Kraftfutter, besonders in der heißen Jahreszeit, kann schnell zu Übersäuerungen führen, was zu Unruhe und teils unbemerkt zu Schmerzen bei den Rindern führt.
Eine fundierte Rationsberechnung unter Berücksichtigung sämtlicher wesentlicher Parameter ist unumgänglich! - 22. Mineralstoffversorgung:
Magnesium wird in diesem Zusammenhang sehr oft genannt und als Lösung präsentiert. An dieser Stelle möchte ich folgendes klarstellen: Magnesium ist ein wichtiger Mineralstoff, der bei der Vorbeugung von Unruhe und Stressreaktionen bei Rindern eine Rolle spielt. Ein Mangel kann zu nervöser Anspannung und Erregbarkeit führen. Auch wenn Magnesium von Bedeutung ist, darf jedoch die Wichtigkeit der gesamten Rationszusammensetzung nicht unterschätzt werden. Eine ausgewogene Versorgung mit allen essenziellen Mineralstoffen und Nährstoffen ist entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Tiere.
Generell soll das Prinzip "Gezielt und ausgewogen" gelten!
"Viel hilft viel" ist hier keineswegs angebracht! - 33. Weitere wichtige Punkte:
- Buchtengestaltung: Ein angenehmes, störungsfreies Umfeld fördert die Ruhe.
- Platzangebot: Ausreichend Platz schafft Wohlbefinden und vermindert Stress.
- Tier-/Fressplatzverhältnis: Ein ausgewogenes Verhältnis sorgt für weniger Konkurrenz und Aggression.
- Fütterungsmanagement: Regelmäßige und angepasste Fütterung samt Controlling ist essenziell.
- Futterqualität und -hygiene: Höchstes Augenmerk auf hochwertiges und hygienisch einwandfreies Futter.
- Wasserversorgung: Eine konstante und ausreichende Wasserversorgung ist grundlegend.
- Kontakt mit Mensch und Umwelt: Positive Interaktionen tragen zur allgemeinen Zufriedenheit bei.
Vorsicht bei "Wundermittel"!
Es gibt viele diverse Pulver und Mittel auf dem Markt, die ruhige Tiere versprechen. Aber wenn die oben genannten Faktoren nicht berücksichtigt werden, dann sind diese Mittel oft nutzlos und das investierte Geld ist verschwendet.
Nur ein konsequentes und systematisches Management sorgt für Ruhe im Stall und garantiert gute Leistungen unserer Tiere.
Für zufriedene, ruhige Tiere und mehr Erfolg in deiner Rindermast!